Das Gesicht in der Menge

24.09.2025

Bislang war GOES eher bekannt für preiswerte Fahrzeuge am unteren Rand der Hubraum-Skala. Jetzt schenkt die Sub-Marke von CFMOTO den vollen Liter ein und präsentiert ihr erstes 1000er-Modell gleich in zwei Versionen.

Gut Brandlhof bei Saalfelden am Steinernen Meer in Österreich, ein schniekes Hotel gehört dazu, ein Golfplatz, sogar ein Steinbruch und ein ÖAMTC-Fahrsicherheitszentrum. Mit Fahrzeugpräsentationen kennen sie sich hier aus. Darauf haben sie sich spezialisiert. Und weil der Steinbruch auch perfekte Offroad-Bedingungen bietet, ist das hier genau der richtige Ort für die Weltpremiere der beiden GOES Terrox 1000. Na dann -Spot an:

GOES Terrox 1000 Touring und Touring Pro heißen die beiden neuen. Unterschiede gibt es nur bei der Ausstattung. Die aufgehübschte Touring Pro kommt mit farblich abgesetzten Federn und Stoßfängern für die Optik, mit Sitz- und Griffheizung für den Komfort und mit Beadlock-Felgen und Piggyback-Dämpfern fürs Gelände. Sonst sind beide Fahrzeuge technisch identisch. Beide haben elektrisch sperrbare Differenziale vorn und hinten. Das ist erfreulich für alle, die viel Straße fahren. ABS ist auch dabei. Als Kommandozentrale dient ein propperes 8" MMI-Farbdisplay mit integriertem Apple Carplay. Auch vom Aussehen sind beide identisch. Doch genau daran werden sich die Geister scheiden. Bereits im letzten Jahr hatte GOES mit seiner Designstudie G-Core T 24 für Aufsehen und Diskussionen gesorgt - Spannweite von potthäßlich bis genial-futuristisch.

Genau dieses strenge, reduzierte Design der Studie findet sich jetzt fast 1:1 an der Terrox 1000 wieder. Es dominieren rechte Winkel, scharfe Kanten und große Flächen. Dabei ist durchaus erstaunlich, wie wenig die Zwänge einer Serienproduktion das gestalterischen Konzepts beeinflusst haben. Selbst die vielen orangenen Applikationen überall am Fahrzeug blieben erhalten. Lediglich das Heck ist ein wenig konventioneller geraten als in der Studie. Dagegen bildet die senkrecht stehende Front mit den hochgesetzten kantig-schmalen Scheinwerfern und dem horizontal ausgerichteten Kühlergrill das zukünftige Markengesicht von GOES. Es wird so oder in ähnlicher Form bei allen Fahrzeugtypen zum Einsatz kommen. Man kann die Radikalität des Designansatzes gut finden oder nicht, fest steht, die GOES Terrox 1000 Touring hat damit ein absolutes Alleinstellungsmerkmal im Markt.

In Sachen Technik sieht es dagegen ganz anders aus. Die ist absolut bewährt. Denn unter der futurischen Kunststoffverkleidung der Terrox steckt im Prinzip nichts anderes als als eine CFMOTO CForce 1000. Der Motor ist identisch und die meisten anderen Komponenten sind es auch. Das muss beileibe nichts Schlechtes sein. Im Gegenteil, man kann davon ausgehen, dass der Terrox 1000 so manche Kinderkrankheit erspart bleibt. Und weil sie mit ihren CFMOTO-Schwestermodellen vom selben Band läuft, lässt sich auch von einer identischen Fertigungsqualität ausgehen. Falls doch etwas bricht, hat auch die Terrox 1000 die bei CFMOTO übliche vierjährige Garantie an Bord. Im Grunde spielt der chinesische Hersteller das bekannte "VW-Skoda-Spiel" - zwei Marken, gleiche Technik, aber unterschiedliches Design, unterschiedliche Ausstattung und natürlich unterschiedliche Preise für unterschiedliche Zielgruppen. GOES kommt dabei die Rolle der leicht günstigeren Marke zu.

Im Steinbruch haben sie inzwischen vier Sektionen aufgebaut. Eine Berg- und Talbahn ist dabei, ein kapitales Wasserloch, eine lange, wirklich flotte High-Speed-Schotterpiste und eine winkelige trialähnliche Passage. Natürlich sind die engen Kehren dort nicht unbedingt das bevorzugte Geläuf für die nicht gerade zierliche Terrox, aber sie lässt sich zielgenau und ohne großen Kraftaufwand um die Ecken zirkeln. Das Fahrwerk bügelt die meisten Unebenheiten einfach weg. Oben am Lenker kommt nichts an, am Po übrigens auch nicht. Die Sitzbank wirkt zwar beim ersten Draufsitzen ein bisschen wie Omas ausgeleierte Couch, so weich ist sie. Beim Fahren ist dieses Gefühl plötzlich weg und das Sitzmöbel entpuppt sich als ausgesprochen bequem. Das gilt auch im härteren Gelände. Hier zieht die Terrox mühelos jeden Abhang hoch und turnt mit guter Verschränkung und langen Federwegen behände über Stock und Stein und was sonst noch im Weg liegt. Es muss es schon ziemlich dicke kommen, dass man die Untersetzung oder gar die Sperren braucht. Etwas verwirrend sind lediglich die Bremsen. Das Fußpedal wirkt auf alle vier Scheiben, verzögert aber vom Gefühl her deutlich zurückhaltender als der Bremshebel am Lenker, der nur die Vorderräder im Zaum hält.

Eine echte Blöße gibt sie sich die Terrox nirgends, doch auf Schotter ist sie in ihrem Element. Untermorisiert ist auf jeden Fall anders. Der bekannte 86 PS-Motor hat jederzeit genügend Dampf, aber er wirft einen nicht gleich aus dem Sattel. Vielmehr entfaltet der V2 seine Kraft nachdrücklich und ganz kontinuierlich von unter heraus. Der Druck aus Daumengas macht richtig Spaß. Wer es gefühlt forscher mag, wählt den Fahrmodus "Sport". Da ist die Gasannahme etwas schärfer. Also genau das richtige für die ganz schnellen Jungs in der Tester-Truppe. Die blasen auch nur mit Heckantrieb über die Schotterpiste und lassen die Terrox ordentlich wedeln. 


Der Fahrmodus "Normal" passt aber ganz einfach am besten zum Charakter der Terrox. Schaltet man noch den Allradantrieb dazu, ist man auf losem Untergrund bestens unterwegs. Die Maschine läuft dann absolut spurstabil und in Kurven muss man sich schon anstrengen, um das Heck in Wallung zu bringen. Dem "Touring" in ihrem Namen macht die GOES Terrox 1000 jedenfalls alle Ehre. Sie ist ganz einfach ein Gleiter und fährt sich - kurz gesagt- souverän, elegant und komfortabel.


Beim Thema "Preise und Verfügbarkeit" hält man sich bei GOES noch bedeckt. Nach dem, was am Rande der Präsentation zu hören war, werden die Preise, der neuen Markenphilosophie entsprechend, wohl etwa 10 Prozent unter denen der vergleichbaren CFMOTO-Modelle liegen. Demnach würde die GOES Terrox 1000 Touring also rund 11.500 € kosten, die Touring Pro vermutlich um die 13.000 €. Und bis zum Start der Saison 2026 sollen die Fahrzeuge auf jeden Fall bei den Händlern stehen.

4 Räder, 1 Riemen meint: Ganz klar - die GOES Terrox 1000 Touring ist auf jeden Fall ein Statement. An ihrem puristischen Design werden sich die Geister scheiden. Aber Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Die Mischung aus bewährter Technik, opulenter Ausstattung, eigenständiger Optik und einem vernünftiger Preis macht die Terrox 1000 auf jeden Fall zu einer echten Bereicherung des Markts. Wer das Maximum an Ausstattung und Komfort zu schätzen weiß, greift zur Touring Pro. Wer es lieber ein wenig puristischer mag und auf ein gewärmtes Hinterteil verzichten kann, der wird mit der regulären GOES Terrox 1000 Touring genauso glücklich.

📷 CFMOTO, kku

▶️ www.goes4x4.com

ℹ️ zum Design: https://www.4r1r.de/l/klare-kante-die-neue-atv-formensprache/