Berge, Bäche, Burgen
Davon gibt es reichlich bei dieser lockeren Tagestour durch die Fränkische Schweiz, eine der schönsten Ecken in ganz Oberfranken: Viel zu gucken, dazu enge Sträßchen, viele Kurven und jede Menge Fahrspaß.
Das Herz der Fränkischen Schweiz", so bezeichnet sich das kleine Städtchen Ebermannstadt selbst. Der Ort liegt wirklich mittendrin in der Fränkischen, wie sie hier sagen und ist somit der ideale Start für unsere Tour. Eine Fahrt im Schritttempo - mehr ist nicht erlaubt - durch die auf alt getrimmte Hauptstraße lohnt sich allemal. Am Ende wartet das wirklich alte Wasserrad, dass seit ewigen Zeiten Wasser aus der Wiesent schöpft. Früher spülten sie damit die Rinnsteine der Hauptstraße, heute ist das Rad ein gern genommenes Fotomotiv.
Auf der B 470 geht es flußaufwärts. Die Wiesent und die B470 sind sozusagen die Adern der Fränkischen Schweiz. Der Fluß transportiert das Wasser aus den zahllosen kleinen Bächen und Flüsschen ab und über die B 470 fließt hauptsächlich der Verkehr. Schon nach wenigen Kilometern biegen wir links ab ins Tal der Leinleiter. In den Tälern sind die Dörfer propper, die Wiesen saftig und das Grün wie nicht von dieser Welt. In Veilbronn führt ein schmales, steiles Sträßchen zum ersten Mal hinauf auf den Jura. Hier oben wirkt die Landschaft eher karg, die Dörfer verschlossen. Der Blick schweift weit über die Anhöhen und irgendwie fühlt man sich ein bisschen verlassen. Doch wer hier auf ein bisschen Offroad hofft, der hofft vergebens. Entweder sind die Feldwege asphaltiert oder gesperrt. Meistens ist beides der Fall. Aber die Straßen sind schmal und Kurvenfreunde kommen voll auf ihre Kosten.
Freunde alter Waffen werden auf Burg Greifenstein bestens bedient. Das Gemäuer beherbergt eine umfangreiche Sammlung und kann zumindest teilweise besichtigt werden. Aber Vorsicht: Es gibt eine Mittagspause. Da ist zwar die Zugbrücke nicht hochgeklappt, aber das Tor fest verschlossen.
Freunde eines gepflegten Bieres fahren ein paar Kilometer weiter in den Aufseßer Ortsteil Heckenhof. Hier ist der Sitz des Kathi-Bräu. Seit Jahrzehnten ist das auch ein beliebter Bikertreff. Hier brauen sie Bier nur für den Verkauf in der eigenen Gaststätte oder im eigenen Biergarten. Solche Mini-Betriebe haben eine lange Tradition in der Fränkischen Schweiz. Allein in Aufseß gibt es vier davon. Deswegen soll der Aufseß auch im Guinnessbuch der Rekorde stehen als der Ort mit der höchsten Brauereidichte weltweit: Eine Brauerei für je 375 Einwohner.
In Aufseß beginnt auch der landschaftlich schönste Teil der Tour - durch das fast unberührte Aufseßtal bis nach Draisendorf. Es gibt nur die kleine Straße. Daneben murmelt der Bach. Bitte langsam fahren und genießen. Es sind nur drei Kilometer. Dann geht es scharf links hoch. Das Schild "Sackgasse" am Beginn des einspurigen Sträßchens ist übrigens nur Dekoration. Über Siegritzberg und Breitenlesau ist man ganz schnell in Waischenfeld. Der Ort im oberen Wiesenttal hat wirklich alles, was man typischerweise in der Fränkischen Schweiz haben muss: Eine Burg, eine kleine Brauerei, jede Menge Gastwirtschaften, ein paar schicke Fachwerkhäuser und ein Gewässer, eben die Wiesent, der wir nun flussabwärts folgen.
Hoch über dem Tal thront Burg Rabeneck. Der eher trutzig wirkende Bau ist heute ein Hotel. Im Winter hat es geschlossen. Vermutlich gibt es keine Heizung. Ansonsten reiht sich Mühle an Mühle: Hammermühle, Pulvermühle, Schottersmühle, Behringersmühle. Gemahlen wird schon lange nichts mehr. Die meisten alten Mühlen sind heute Gaststätten mit dem obligatorischen Biergarten.
Im Püttlachtal zeigt die Fränkische, wieviel Schweiz tatsächlich in ihr steckt. Über Tüchersfeld ragt bedrohlich ein bizarrer Felsen. Die sogenannte Felsburg ist vermutlich der meistfotografierte Steinbrocken der ganzen Gegend. Neben der B470 steigen die Felswände steil auf. Dieser kurvenreiche Abschnitt der Bundesstraße ist äußerst beliebt bei Bikern. Aber Vorsicht, einige der Kurven in dem engen Tal haben es in sich. Pottenstein, der größte Ort im Püttlachtal, hat natürlich auch einen Felsen und natürlich thront obendrauf eine Burg. Hier waren sie clever und haben all ihre touristischen Highlights unter dem Begriff "Pottensteiner Erlebnismeile" zusammengefasst.
Los geht es mit dem Felsenbad, das vor fast 100 Jahren im Jugendstil errichtet wurde. Der hohe Felsen direkt über dem Becken diente früher als Sprungturm. Heute ist für Mutproben der Skywalk gegenüber zuständig. 130 m ragt die Aussichtsplattform übers Tal und bei 65 m Höhe sollte man schon schwindelfrei sein. Da sind die Sommerrodelbahn oder eine gemütliche Bootsfahrt auf dem Schöngrundsee doch eher harmlose Vergnügen. Ein paar Meter weiter liegt die Teufelshöhle. Sie ist vielleicht nicht die schönste der rund 1000 Höhlen in der gesamten Region, aber auf jeden Fall die größte. Und weil sie mit einem Parkplatz direkt vorm Eingang bestens erschlossen ist, herrscht meist auch reger Betrieb.
Richtig was los ist auch in Gößweinstein. Der Ort hat selbstredend auch eine Burg, aber die hat gegen die im Spätbarock errichtete Basilika in der Ortsmitte keine Chance. Jedes Jahr besuchen Tausende von Wallfahrern und jede Menge Touristen das nach Plänen von Balthasar Neumann errichtete Gotteshaus. Wer die Zeit hat, sollte unbedingt einen Blick ins Innere werfen - mehr Barock geht nicht.
Von Gößweinstein aus geht es steil bergab zurück nach Behringersmühle. Dort am Bahnhof endet die historische Dampfbahn, die immer Sonntags von Ebermannstadt aus das Wiesenttal hinauf und hinunter zuckelt. Wir nehmen die B 470. Kurz nach Muggendorf taucht linker Hand die Burgruine Neideck auf. Der kaputte Turm auf dem Felseneck ist ein gern genommenes Fotomotiv. In Streitberg überqueren wir auf einer alten Holzbrücke die Wiesent und gelangen über Rothenbühl zurück nach Ebermannstadt.
Vier Räder, ein Riemen meint: Die Tour lässt sich mit allem fahren, was wenigstens zwei Räder hat, sogar mit dem Fahrrad. Übernachtungsmöglichkeiten gibt's genügend. Für Quad-Fahrer ist es auf jeden Fall eine absolute Empfehlung. Wenn man einen Tag einplant, bleibt auch genug Zeit, um sich etwas anzusehen oder in einem Biergarten eine typisch fränkische Brotzeit zu machen.
ℹ️ Die Route lässt sich kostenfreien über diesen Link zur Seite outdooractive.com navigieren:
https://www.outdooractive.com/de/route/offroad/fraenkische-schweiz/fraenkische-schweiz-tour/301976333/#caml=6y0,1uc0fw,88kvrl,0,0<br>
Für alle, die lieber ihr eigenes Navi nutzen, gibt es hier alle Orte in der richtigen Reihenfolge:
Ebermannstadt, Gasseldorf, Unterleinleiter, Veilbronn, Siegritz, Stücht, Burg Greifenstein, Heckenhof, Aufseß, Draisendorf, Zochenreuth, Breitenlesau, Hubenberg, Waischenfeld, Behringersmühle, Hungenberg, Tüchersfeld, Pottenstein, Kirchenbirkig, Siegmannsbrunn, Gößweinstein, Behringersmühle, Streitberg, Niederfellendorf, Rothenbühl, Ebermannstadt.
▶️ Auf Google Maps sind die meisten Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Höhepunkte verzeichnet.
▶️ https://www.fraenkische-schweiz.com/</p>